1000. Todestag des Sternenmantel-Stifters

Vor genau 1000 Jahren, am 23. April 1020, starb Ismahel von Bari, der Auftraggeber des berühmten Sternenmantels Kaiser Heinrichs II.

Eigentlich hätte der 1000. Todestag durch einen Vortrag der Kunsthistorikerin und Historikerin Dr. Tanja-Kohwagner-Nikolai gewürdigt werden sollen, doch konnte dieser nun aufgrund der aktuellen Maßnahmen zur Eindämmung des SARS-CoV-2-Virus nicht durchgeführt werden. Er soll aber im Herbst nachgeholt werden.

Mitarbeitende aus Diözesanmuseum und Universität gedenken Ismahel von Bari

Dennoch wollten die Mitarbeitenden des Diözesanmuseums Bamberg den 23. April nicht sang- und klanglos verstreichen lassen und haben deshalb in ganz kleiner Runde Ismahels von Bari gedacht. Neben Domkapitular Dr. Norbert Jung, Leiter der Hauptabteilung Kunst und Kultur, Museumsleiter Dr. Holger Kempkens und Dr. Ludmila Kvapilová-Klüsener als Vertreter des Museums haben sich dazu auch Sybille Ruß, die als Textilrestauratorin entscheidend an der Erforschung des Sternenmantels beteiligt war, und Prof. Dr. Stephan Albrecht, Professor für mittelalterliche Kunstgeschichte an der Universität Bamberg und Leiter des Forschungsprojektes zu den Bamberger Kaisergewändern, sowie Dr. Marco Depietri, Lektor für Italienisch an der Universität Bamberg und 1. Vorsitzender des italienischen Kulturvereins ‚Mosaico Italiano e.V.‘, eingefunden. Unter Beachtung der Abstandsregeln haben sie sich an drei Stellen versammelt:

Zunächst in der Nagelkapelle des Bamberger Domes, der früheren Sepultur, wo Ismahel von Bari vor dem Magdalenen-Altar bestattet worden war. Eine eigene Grabplatte gibt es jedoch nicht mehr. Dennoch wurde hier für ihn ein Vaterunser gebetet. Domkapitular Dr. Norbert Jung betonte: „Viele sind in den letzten Jahrhunderten in Vergessenheit geraten, aber an Ismahel von Bari denken wir auch noch nach 1000 Jahren! Das ist schon außergewöhnlich“.

Da sämtliche Grüfte unter der Sepultur 1762 beräumt und die Gebeine in ein Ossarium, einen Gewölberaum unter der Nagelkapelle verbracht und von dort wiederum 1974 in den Kapitelsfriedhof umgebettet wurden, versammelte sich die Gruppe dort zu einer weiteren Station. Seinen Abschluss fand die Gedenkveranstaltung vor dem Sternenmantel, der wichtigsten Hinterlassenschaft Ismahels von Bari. Hier würdigte Holger Kempkens die Person Ismahels und gab einige Erläuterungen zu seiner Biographie und seinem politischen Wirken.

Ismahel von Bari – Auftraggeber des Sternenmantels für Kaiser Heinrich II.

In süditalienischen und byzantinischen Quellen wird er als ‚Meles von Bari‘ bezeichnet, die auf dem Sternmantel, aber auch in einer Urkunde Kaiser Heinrichs III. für dessen Sohn überlieferte Namensversion ‚Ismahel‘ ist hingegen seltener. Es wird angenommen, dass er der armenischen Bevölkerungsgruppe in Apulien angehört haben könnte, eine sarazenische Abstammung, auf die der arabisch klingende Name ‚Ismahel‘ deuten könnte, ist hingegen auszuschließen. Sein genaues Geburtsjahr ist unbekannt, Meles gehörte der einheimischen apulischen Führungsschicht in Bari an. Bekannt wurde er als Anführer von bewaffneten Aufständen gegen die byzantinische Oberhoheit über Apulien in den Jahren 1009/10 und 1017/18. Nach anfänglichen Erfolgen kam es im Oktober 1018 zur Niederlage in der der Schlacht von Cannae. Um Kaiser Heinrich II. in dieser misslichen Lage um militärische Unterstützung zu bitten, reiste Meles von Bari im Gefolge von Papst Benedikt VIII. nach Bamberg, wo Kaiser und Papst gemeinsam das Osterfest feierten. Hier übergab Ismahel/Meles den Sternenmantel als diplomatisches Geschenk und wurde von Kaiser Heinrich II.in Gegenwart des Papstes als Herzog von Apulien investiert. Durch schon kurz darauf verstarb er am 23. April 1020 in Bamberg. „Seine politische Mission konnte Ismahel nicht zu Ende führen, aber mit dem Sternenmantel hat er uns eines der großartigsten textilen Kunstwerke des Mittelalters hinterlassen!“ schloss Holger Kempkens seine Ausführungen.

1000-jähriger Todestag Ismahels wird auch in Bari begangen

Dass Ismahel/Meles nicht nur in Bamberg unvergessen ist, sondern auch in Bari, war den Erläuterungen von Marco Depietri zu entnehmen: Er berichtete, dass es in Bari einen Freundeskreis ‚Gli Amici Di Melo‘ gibt und dass dort größere Feierlichkeiten zu Ehren von Meles von Bari anlässlich seines tausendsten Todestages geplant waren: Die italienischen Kolleginnen und Kollegen hatten ein Programm in Zusammenarbeit mit den Universitäten Foggia und Bari zusammengestellt, darunter eine Vortragsreihe und ein Konzert mit mittelalterlicher Musik – doch konnte dies nun aufgrund der aktuellen Ausgangssperren in Italien im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie nicht durchgeführt werden. Aber zumindest eine Broschüre mit wissenschaftlichen Beiträgen soll erscheinen.

So wird doch, wenn auch mit Einschränkungen aufgrund der aktuellen Lage, über 1400 km hinweg in Bari und Bamberg noch nach 1000 Jahren dieser ungewöhnlichen Persönlichkeit gedacht.